Wer und Warum

bin kein Fachmann, kein Experte, kein Missionär, der überzeugen will, mein Kaffee sei der Schuß des Lebens. Vielleicht ist es aber hilfreich wenn ich ein verlässlicher Geschichtenerzähler bin, unter anderem um andere Menschen dabei zu helfen, der Gaumen Anspruch zu erhöhen und somit die Freude.

bin hier für das Drama, für die Inspiration… denn ein Universum entblösst sich wenn wir mit diesem unserem kleinen höchstfähigen Dunkelkammer – Mund genannt – aufmerksam umgehen und auch jeglicher Folgen achten, die uns mit Wellen des Geschmacks überflüten.

Hier geht es um Wissem im Mund und sonstwo, die durch Freude entsteht.

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Am Anfang war mir das Kaffee trinken bloß ein bitterer Geschmack im Mund. Es fing an durch die Neugierde auf das, was die ganze Welt täglich zu brauchen schien. Es war kein Bedürfnis und es wurde nie Routine. Der Geschmack und der Anspruch entwickelten sich sukzessive, als Genuss und Qualität Priorität wurden.

Die umfassende Tiefe und Höhe des ganzheitlichen Daseins und die Liebe zu diese lässt sich symbolisch zum Ausdruck bringen, unter anderem wenn man bedacht, genüsslich, behutsam und kreativ Rohstoffe behandelt und verzehrt. Mit Früchten der Natur, bei denen der Mensch seine Kreativität und sein Wissen so eingebracht hat, wie beim Kaffee, wird die Alchemie optimaler Ausdruck der Freude zum Existenz. Vom Wachstum – Erde, Geografie und Höhe betreffend – über Ernte der Kirschen bzw. der Kerne, bis hin zur Röstungsprozess und Zubereitung des Getränks, Kaffee dürfte nie bloß als schwarzes Gebräu enden.

Eine Auseinandersetzung mit dem bestmöglichen Umgang mit Kaffee halte ich für notwendig. Es gilt die Sklaverei zur Lust zu meiden, was oft mit Kaffee nicht gelingt. Es gilt ebenso die Freiheit zum komplexen Umgang mit dem Produkt zu suchen zum zu pflegen. Beim Kaffee darf es sich nicht allein um einen Wachmacher handeln, nicht allein um Wirtschaft, nicht um Hype und Snobismus, noch weniger um Reduzierung, weder auf einen Kaffeeöl, noch auf Genuss. Wachsein kann Klarheit und Lebendigkeit mit sich bringen.

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Aristippos von Kyrene (435 v. Chr. – 356 v. Chr.)

Aristippos von Kyrene gründete eine der kleine sokratische Schulen – die Kyrenaische Schule. Diese lehrte die frühere Form des Hedonismus, die Lust mit bewusster Selbstbeherrschung auszuüben suchte, zur Erhebung des Geistes. Es ging um das Erhöhen der Lust durch Konzentration auf tatsächlich notwendige Bedürfnisse, wie Nahrung, Atmen, Bewegung, Lieben, Freundschaft. Hier lehrte man, nicht Glück, sondern Genuss sei das größte, wobei Genuss als etwas Individuelles definiert und geschätzt wurde. Glück dagegen wurde als die Gesamtheit individueller Genüsse betrachtet.

Aristippos von Kyrene zog und unterrichtete seiner Tochter, Areté, die als erste anerkannte Philosophin der Geschichte gilt. Sie lehrte wiederum ihren Sohn, Aristippos der Jüngere und dieser verfasste viel von der Lehre seines Großvaters und entwickelte diese Gedanken weiter, zum Teil in Zusammenarbeit mit Epikur von Samos, der heute als wichtige Figur des Hedonismus gilt.

Bezüglich ihrer Qualität, die Lust ist immer gleichwertig, lehrte Aristippos. Ein Unterschied tritt erst ein, abhängig von der Intensität und Dauer dieser. Aus eben diesen Grund ist es wesentlich zu erkennen, welche Intensität und Dauer des Geniessens zur inneren Freiheit führt, damit man nicht zum Sklave der Lust wird.

Lucius Licinius Lucullus (117 v. Chr. – 56 v. Chr.)

Lucullus ist noch ein Beweis für die Genussfreude früherer Zeiten. Der römische Senator und Feldherr ist uns heute ein Begriff wegen seine aufwändige Gastmähler. Einfach die Mahlzeiten  oder das Essen zu zelebrieren ist nicht zwangsläufig ein Zeichen davon, dass hier über den Leibeslust hinaus, auch Leidenschaft und Liebe im Geiste stattfanden. Doch seine Freude darüber, dass Individuen sich für seine Bibliothek interessierten und er sie dort als Gäste zu schätzen wusste, sowie seine opulente Gärten zeugen für ein genussvolles und kultiviertes Dasein.

Jean-Anthèlme Brillat-Savarin (1755 – 1826)

„Those suffering from indigestion, or who become drunk, are utterly ignorant of the true principles of eating and drinking.“

Der Richter, Schriftsteller, Philosoph, Gastrosoph und Kochkünstler widmete sich wie kaum andere des Wissens und den Genuss. Weder ging es ihn allein um die Wissenschaft des Essens, noch sah er den kulinarischen Genuss als Zentrum. Nur in der Kombination suchte er diese zu pflegen und schrieb hierfür 25 Jahre lang an seinen „Physiologie des Geschmacks“ (1826), das erst 2 Monate vor seinen Tod veröffentlicht wurde. Darüber hinaus schrieb er „Die Freuden der Tafel“ und wurde für seine Aphorismen ebenso bekannt.

Bereits damals beschäftigte er sich mit Übergewicht und vertrat der Ansicht, dass Zucker und Weißmehl Grund für Übergewicht waren und tritt so für Protein (Eisen) reiche Produkte.

Hier gilt erneut eine vielfältige Aufmerksamkeit zum leiblichen und geistigen Daseins.

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Impressum

Dieser Blog fundiert auf der Freude an das Teilen von Gedanken, Erfahrungen und Experimente, auf Grund von Einiges was ich mit Mund und Geist aufnehme. Es dient nichtkommerziellen Zwecken, sondern den Hunger jedweder Leser.

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Sila Blume
A-1120 Vienna

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2 Gedanken zu „Wer und Warum

  1. Hi Sila,

    wir möchten Dir in den ruhigen Tagen zwischen den Jahren ein Kompliment machen: Wir haben großen Spaß an Deiner Seite und schauen uns regelmäßig Dein Kaffee-Horoskop an. Ja, eigentlich machst Du nur ein Photo und bietest eine subjektive Interpretation, aber wir spinnen das gerne weiter und machen ein Coffee Circle-Horoskop draus.

    Schau Dir doch bitte unsere Seite an (www.coffeecircle.com). Wir würden Dich gerne mit Kaffee für eines Deiner Fotos versorgen. So kämmst Du in den Genuss von aromatischem Kaffee, der unserer Meinung nach nicht direkter und nachhaltiger zu Dir kommen kann. „Man muss sein Glück teilen, um es zu multiplizieren.“ (Marie von Ebner-Eschenbach).

    Herzliche Grüße! Robert

  2. Vielen Dank, Robert. Das freut mich sehr.

    Es tut mir Leid für die Verspätung. Diese Seite hatte ich bei einer Veränderung versteckt und irgendwie Deine Nachricht übersehen oder vergessen. Nun ist sie wieder sichtbar.

    Gruss
    sila

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